Hier wäre sicher auch ein 12 mm (Wideneck) langes Implantat möglich gewesen. Nichtsdestotrotz haben wir lieber ein 10 mm langes genommen und es nach Vorbohrung auf 12 mm ordentlich versenkt.
Das hat 2 Vorteile:
a) wird das ästhetische Ergebnis besser und
b) wird trotz initialem Höhenverlust an Knochen ein anschließendes Freiliegen von Gewindegängen zuverlässig ausgeschlossen.
Dass ein solcher leichter Höhenverlust prostoperativ manchmal eintritt, sieht man an den beiden Rö`s, wobei die unterschiedliche Perspektive deutlich übertreibt.
Das ist keinesfalls nur bei uns so. In der Literatur wird ein initialer Höhenverlust von 1-2 mm angegeben. Dazu kommt ein jährlicher Verlust von 0.3 bis 1 mm. Das erscheint uns zu viel, insbesondere im Hinblick auf die Tatsache, dass ja nach Ansicht einiger Implantologen ein Knochenverlust durch das Implantat zuverlässig verhindert wird. Einen derartig hohen Knochenverlust sieht man weder unter ordentlichen Brücken noch bei echter Parodontose. Wir sehen ihn (bisher) an unseren Implantaten nicht in dieser ausgeprägten Form. Zu behaupten, an Implantaten fände kein Schwund des Knochens statt, halten wir allerdings für abwegig und wunschgedanklich. Zumindest der ganz normale Schwund im Sinne einer echten Parodontose findet dort genau so statt wie am ganzen Körper. Wie wüssten nicht, in welcher Weise ausgerechnet ein Implantat in diesem Sinne einen Jungbrunnen darstellen sollte, wenn auch die Werbung und gewisse Implantologen gerne behaupten, dass das der Fall sei.
Auf (relativ) einfach Weise ereichen wir ein solches Ergebnis in der Regel wie folgt:
* gute Positionierung der Implantate in einem adäquaten Abstand zueinander (Straumann-Schablone)
* wesentlich (nahezu vollständiges) tieferes Versenken der Implantate als im Allgemeinen in der Literatur angegeben, was den zusätzlich Vorteil hat, dass es in der Regel nur ganz geringe initiale Knochen-Einbrüche gibt, also lieber kürzere Implantate tief versenken als längere nicht tief genug
* Schnittführung deutlich palatinal (bei breitem Angebot 2 mm) der Mittellinie mit möglichst sparsamer Mobilisierung (palatinal nur bis zu Kante, vestibulär maximal 0,5 cm über die Kante hinaus, so dass man gerade mit einer stumpfen Sonde prüfen kann, ob es unter sich gehende Stellen gibt, was den zusätzlichen Vorteil hat, dass es bei guter Kühlung (20 Minuten drauf, 20 Minuten weg) praktisch keine Schwellung gibt
* Entgegen der allgemeinen Empfehlung NICHT zunächst eine einfache Abdeckschraube aufschrauben und abwarten, sondern gleich den Gingiva-Former (Ästhetik-Plus von Straumann mit vestibulärer Abschrägung eingliedern
* Höhe des Gingiva-formers so wählen, dass die Schleimhautkante ca. 1 bis 1,5 mm überragt wird
* Einzelknopf-Naht mesial und distal des jeweiligen Implantates, Einstichstelle vestibulär ca. 1 cm von Schleimhautkante entfernt, sicher durch das Periost geführt, auch palatinal mindestens 0,5 cm entfernt, auch sicher durch das Periost. Diese von der Schnittkante „weit entfernte“ Nahttechnik führt dazu, dass man (mit Gefühl) relativ fest anziehen und knoten, also trotz sparsamer Mobilisierung gut adaptieren kann, ohne dass es (wegen der weiten Entfernung der Einstichstellen) zu einer Nekrose des vestibulären kleinen Lappens kommt, der sich am Gingiva-Former schräg in palatinaler Richtung der Abschrägung folgend aufstellt und diesen von vestibulär gesehen deutlich überragt.
* man sich nicht durch das anfangs etwas merkwürdige und wenig professionelle Aussehen des Lappens dazu verführen lässt, in irgendeiner Form durch jedwede Exzidierung Schleimhaut zu opfern. Unmittelbar mesial und distal des Gingiva-Formers ergeben sich in der Regel (sehr kleine) Dreiecke, die nicht primär gedeckt werden. Diese granulieren aber bei initial guter Mundhygiene zuverlässig und problemlos zu und bilden so die Basis für die aus dem hochstehenden Lappen entstehende Pseudopapille.
* man den Patienten anweist, die Wunde für ca. eine Woche völlig in Ruhe zu lassen und erst nach der Nahtentfernung zunächst vorsichtig und dann mit zunehmender Schmerzfreiheit immer gründlicher und fester von vestibulär nach palatinal zu bürsten, damit sich die Schleimhaut ganz fest und entzündungsfrei an das Implantat und den Gingiva-Former anlegt. Im Idealfall optimaler Mitarbeit des Patienten hat man ein Ergebnis, bei dem man Schwierigkeiten hat, die Situation abzuformen, weil man auf keinen Fall exzidieren möchte, um einen Faden legen zu können oder die Hilfsteile für die Abdrucknahme zu positionieren, weil die Schleimhaut so eng anliegt