Die Qualität des Knochens erwies sich anlässlich der Implantation als ausgesprochen schlecht. Die Präparation des Implantatlagers erfolgte in der Folge ausschließlich mit Osteotomen bis zu einem Durchmesser von 3.8 mm. Anschließend wurde das Straumann-Implantat (Durchmesser 4.8 mm) mit der Ratsche eingedreht, um Primärstabilität im Sinne einer Presspassung zu erreichen, was auch gut gelang. Auf das Vorschneiden eines Gewindes wurde dabei verzichtet. Die Einheilung erfolgte vollständig gedeckt für 6 Monate.
Auffällig ist, dass es trotz der mangelhaften Knochenqualität zu keinen trichterförmigen Knocheneinbruch im koronalen Anteil des Implantats gekommen ist, über den ja häufig berichtet wird. Die Situation stellt sich zwei Jahre nach Implantation vielmehr gegenüber dem Ausgangsbefund als deutlich verbessert dar. Wir sehen solche Einbrüche ausgesprochen selten, genau wie wir bisher praktisch keine Fälle von Periimplantitis sehen. Wir führen das auf die Tatsache zurück, dass wir, wenn wir vor der Wahl stehen, lieber kürzere Implantate inserieren und diese bis zur Tulpe vollständig versenken, als das wir mögliche längere Implantate setzen, die dann weniger stark versenkt werden können. Damit kombinieren wir praktisch die alte, vollständig glatte Brännemark-Technik im Bereich des Schaftes mit der modernen, rauen Titan-Technik im Bereich der Schrauben. Ein initial allein aufgrund der Manipulation (Ablösen des Periost) wahrscheinlicher Knochenabbau führt in der Folge nie zur Freilegung beschichteter, rauer Implantatanteile.
Wir benutzen Implantate seit 20 Jahren mit sehr guter Erfahrung wie eigene Zähne. In Fällen also, bei denen wir, um festsitzend versorgen zu können, früher froh gewesen wären, einen ausreichend belastbaren endständigen Pfeiler vorzufinden, setzten wir bei Freiendsituationen in aller Regel auch nur ein Implantat, um uns einen solchen Pfeiler zu schaffen. In Fällen wie diesen können wir den Patienten in der Folge häufig umfangreiche chirurgische Eingriffe und erhebliches Leid ersparen. Es macht ja auch keinen Sinn, wenn den Patienten auf der einen Seite vermittelt wird, Implantate seien besser als eigene Zahnwurzeln, auf der anderen Seite jedoch mehr Implantate zu inserieren, als man an belastungsfähigen Pfeilern für eine festsitzende Versorgung benötigen würde..