Schlechte diagnostische Unterlagen schaffen Lücken!
Dieses digital aufgenommene OPT einer unserer Patientinnen gelangte eher zufällig in unsere Hände. Angesichts des Riesenspalt im mesialen Bereich der Krone auf Zahn 36 haben wir uns mächtig erschrocken. Denn schließlich hatten wir den stark kariösen und frakturierten Zahn vor weniger als 2 Jahren wegen einer apikalen Ostitis revidiert, den Stumpf wegen unzureichender Retention durch Fräsen einer mesialen und distalen Rille in den Knochen (ohne Aufklappung) chirurgisch verlängert und anschließend überkront.
Wir haben die Patientin mit Hinweis auf die mögliche Notwendigkeit einer kostenlosen Neuanfertigung sofort gebeten, sich von uns nachuntersuchen zu lassen. Denn wer würde bei solch einem scheinbar über die Maßen unglücklichen Verlauf (insuffiziente Abformung) schon riskieren wollen, dass ihm ein Kollege mit der sicheren Folge eines Gutachterverfahrens zuvor kommt?
Die Einzelaufnahme zeigte glücklicherweise röntgenologisch völlig einwandfreie Verhältnisse. Das digitale OPT hatte offensichtlich den für den Randschluss entscheidenden Anteil der Wurzel schlicht und einfach verschluckt. Klinisch waren die in Edelmetall ausgeführten, rasierklingenscharf auslaufenden Kronenränder (Tangentialpräparation, etwas anderes geht in einem solchen Fall ja gar nicht) selbst mit einer spitzen Sonde kaum zu tasten, und auch die Gingivaverhältnisse waren einwandfrei.
Sie machen sich Sorgen um die nachgerade mystisch verehrte biologische Breite? Müssen Sie nicht wirklich! Der bleibt bei indikationsgerechter Behandlung schließlich nichts anderes übrig, als sich neu einzustellen.