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Unter die Räuber gefallen

Diesen griechischen Bruxer, gestandenes Mannsbild, großer Schädel, der immer mal wieder über uncharakteristische, spannungsbedingte Beschwerden klagte, hatten wir über viele Jahre zahnerhaltend und im Seitenzahnbereich auch prothetisch versorgt. Nachdem die Frontzahnlücken -richtige Männer tragen keine Schienen- über die Jahre unerträglich groß geworden waren, hatten wir ihm vor ca. 4 Jahren 6 sekundär verlötete, männlich aufgestellte Frontzahnkronen eingegliedert. 

Er war mit unserer Arbeit sehr zufrieden, die rezidivierend ein- bis zweimal jährlich auftretenden, eindeutig im Zusammenhang mit seinen schlechten Gewohnheiten stehenden Beschwerden, waren jedoch dadurch naturgemäß nicht verschwunden. Als es vor ca. zwei Jahren wieder einmal soweit war, haben wir bei positiven Vitalitätstesten an allen Zähnen ein Kontroll-OPG angefertigt, um einen eventuell vorhandenen Fokus auszuschließen. Dabei erwiesen sich die Frontzahnkronen bei unverändert blanden Schleimhautverhältnissen als regelrecht randschlüssig und die Verlötungen als mit dem Interdentalbürstchen sehr gut hygienefähig.

 Zu Anfang dieses Jahres suchet er uns erneut wegen seiner üblichen, nicht besonders dramatischen Beschwerden auf. Dabei wirkte er trotz seiner strahlend weißen Zähne ästhetisch verändert und irgendwie auch weniger männlich.

Er erzählte, dass er die Sommermonate in Athen verbracht habe. Als er wieder einmal seine typischen Beschwerden gehabt habe, habe ihn sein Bruder gedrängt, doch einmal seinen Zahnarzt, einen griechischen Professor aufzusuchen, der den Ruf eines der besten Zahnärzte in Griechenland hätte, um dessen Meinung zu erfahren. Dieser habe ihn untersucht und erklärt, dass es ganz klar sei, dass er diese Beschwerden habe. Das käme vom Zahnfleisch, das zwischen den viel zu langen Kronen quasi dauernd "eingeklemmt" sei. Er müsse, wenn mein Patient diese Beschwerden endlich loswerden wolle, den gesamten Oberkiefer neu überkronen und die Kronen sehr viel kürzer gestalten, damit sich das Zahnfleisch wieder erholen könne. Der Professor habe das mit einer solchen Sicherheit und Nachhaltigkeit vorgetragen, dass er aus Respekt vor dieser Kapazität nur noch gefragt habe, ob denn die neuen Kronen genau so schön werden würden wie die alten, worauf ihm der Professor geantwortet habe, ganz im Gegenteil, noch sehr viel schöner.

Und so sehen die neuen  Kronen jetzt im Röntgenbild aus......  Unsere vollständig ruinierten Unterkieferbrücken, die offensichtlich bis aufs Metall eingeschliffen werden mussten, damit unser Patient überhaupt den Mund schließen konnten, haben wir aus lauter Verzweiflung gar nicht erst photographiert. 

Nächster Fall

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