Natürlich registrieren wir auch regelmäßig.
Dies aber weniger in der Schienentherapie als beim Zahnersatz.
In der Schienentherapie registrieren wir nur bei entspannter Muskelsituation, wenn es darum geht, in unübersichtlichen Bisssituationen zu entscheiden, wie man am geschicktesten einschleift, bzw. ob die betreffenden Situation (z.B. zwei deutlich unterschiedliche Bisslagen bei Zustand nach misslungener KFO-Behandlung) überhaupt durch einfache Einschleifmaßnahmen zu heilen ist.
Bevor wir unsere rationelle Art der Registrierung demonstrieren, möchten wir Folgendes anmerken:
Beim Registrieren ist es wie bei allen Verrichtungen. Wenn Sie mit Ihrem Procedere und den reproduzierbaren Ergebnissen, die sie regelmäßig erhalten, vertraut, erfahren und zufrieden sind, dann behalten Sie sie bei und perfektionieren Sie sie. Es macht keinerlei Sinn, dauernd das Verfahren zu ändern. Das allein produziert keine besseren Ergebnisse. Ganz im Gegenteil. Können hat sehr viel mit Erfahrung zu tun. Wenn Sie dauernd das Verfahren ändern, nur weil Ihnen jemand erzählt, das seine sei besser, werden Sie nie diesen notwendigen Zustand des „Erfahren-Seins“ erreichen. Wir stehen auf dem Standpunkt, dass derjenige, der mit einem vielleicht in den einschlägigen Tests geringfügig schlechter abschneidenden Abdruck-Material viel Erfahrung hat, bessere Abdrücke abliefert als derjenige, der dauernd die Materialien wechselt, um immer die angeblich besten und neuesten zu verwenden und nie wirkliche Erfahrung sammelt.
Wenn wir uns richtig erinnern, gab es in München einmal einen „Bissnahme-Wettbewerb“. Drei erfahrene Zahnärzte traten gegeneinander an. Der eine benutzte die Zinnfolien-Technik, der andere machte eine modifizierte Wachsplatten-Technik und der Dritte noch irgend eine andere. Alle drei erreichten gleiche, reproduzierbare Ergebnisse. Warum? Weil sie in ihrer jeweiligen Technik über große persönliche Erfahrung und Übung verfügten. Lediglich die aufgewendete Zeit, um diese Ergebnisse zu erreichen differierte. Entscheiden Sie sich also für eine Technik und üben Sie. Werfen Sie nicht die Flinte ins Korn, wenn es einmal nicht gleich klappt, sondern üben Sie sich weiter in derselben Technik. Nur so werden Sie eines Tages in genau dieser Technik als „erfahren gelten“.
Auf der anderen Seite macht es keinen Sinn, ein Mehrfaches an Zeit für eine komplizierte Technik aufzuwenden (indem Sie z.B. jedes mal mit einem Wachsmesser, Rosa-Wachs, Alu-Wachs, einem Wasserbad, Temp-Bond und anderen Hilfsmitteln) rummachen, wenn Sie das gleiche Ergebnis in deutlich weniger Zeit erreichen können. Rechnen Sie einmal auf ein Zahnarztleben hoch, wie viel Behandler-Zeit sie einsparen können, wenn Sie für eine Routinearbeit nur eine Viertel Stunde weniger an Zeit aufwenden!
Wir haben uns nach sorgfältigem Abwägen für die Zinnfolien-Technik entschieden. Sicher, diese Technik ist wie alle anderen nicht so leicht zu erlernen. Hat man sie allerdings drauf, wird man wohl nur noch im Notfall auf andere Registrierungstechniken ausweichen.
Zinnfolie 0.3 mm (Klick!).
Warum Zinnfolie?
Zinnfolie ist dünn, flexibel, nahezu durchbeißbar und wiederverwendbar. Sie wird bis zum endgültigen Zerbeißen durch das Sterilisieren eigentlich immer besser. Sie besitzt ein Gedächtnis, das heißt, sie ist leicht in ihrer Form veränderbar und hält diese veränderte Form, so lange wie Sie wollen. Darüber hinaus ist sie billig (auf der Rolle) und lässt sich leicht individuell zuschneiden
Dünn mit Optosil beschickte Bissgabel, gerade ausgerichtet im Mund (Klick!).
Eine mit einer dünnen Schicht Optosil beschickte Bissgabel wird von hinten in den Mund eingebracht und nur leicht angedrückt. Das erleichtert die gerade Ausrichtung.
Bissgabel vom Patienten gehalten (Klick!).
Während der Patient die Bissgabel bis zum Aushärten in situ hält, wird der Übertragungsbogen vorbereitet.
Die Impressionen werden kontrolliert (Klick!).
Das Optosil sollte nur die Höckerspitzen abformen. Das erleichtert die spätere Kontrolle des richtigen Sitzes des Modells. Weitergehender Maßnahmen (z.B. Aufbringen eines Kerr-Stops, usw.) bedarf es nicht. Wenn nur wenige Zähne (oder nur beschliffene Zähne) im OK vorhanden sind, wird etwas mehr Optosil aufgebracht und die Stümpfe werden etwas tiefer eingedrückt, um den wackelfreien Sitz des Models zu gewährleisten.
Anziehen der Glabella-Stütze (Klick!).
Die Glabella-Stütze muss ordentlich angezogen werden, auch wenn es ein wenig in den Ohren weh tut, damit der Übertragungsbogen ungestützt hält, ohne dass sich die Bissgabel von der Zahnreihe löst.
Übertragungsbogen ungestützt (Klick!).
Nach der Überprüfung des korrekten Sitzes ohne Unterstützung wird der Übertragungsbogen in den Montagebock geschraubt. Die Bissgabel wird sorgfältig unterstützt, damit sie unter der Belastung durch das Modell nicht absinkt.
OK-Modell auf der Bissgabel im Montagebock (Klick!).
Manchmal erschrickt man sich, dass das ganze einen ein wenig schiefen Eindruck macht. Das liegt aber in der Regel daran, dass die Modelle schief getrimmt sind (oder am Vorführeffekt). Jetzt wird das OK-Modell mit schnell härtendem, minimal expandierendem Snow-White-Plaster montiert. Fertig.
Während der Gips abbindet, ordnen wir den Unterkiefer dem Oberkiefer mit Hilfe der Zinnplatte in der richtigen Bisslage zu.
Trockenübungen (Klick!).
Zunächst müssen wir wieder Trockenübungen mit dem Patienten machen und ihn dabei entspannen, bis wir uns eingefühlt haben, damit wir ihn während der eigentlichen Bissnahme „zärtlich“ führend dahin begleiten können, wo er hin muss. Bei diesen Trockenübungen überprüfen wir die Okklusion.
Der Versuch, dieses Procedere hier in Worte zu fassen, fällt ausgesprochen schwer. Es geht schließlich um nicht weniger als die um den Versuch, ärztliche Kunst zu beschreiben. Deshalb reden wir so viel von „fühlen“ und „einfühlen in etwas“. Das trifft es aber in unseren Augen am besten. Wenn Sie das 200 oder 300 Male gemacht haben, werden Sie besser verstehen, was wir damit meinen.
Bissnahme (Klick!).
Dann führen wir den Patienten mit viel Gefühl dorthin, wo er hin muss (ohne zu forcieren). Dabei sagen wir: „Bitte leicht auf den ersten Kontakt schließen!“ Wenn er den ersten Kontakt hat, sagen wir: „Fest zubeißen“. Jetzt haben wir die notwendigen Impressionen. Dann aufmachen lassen, Dann noch einmal zärtlich führen und dabei sagen „Bitte leicht schließen!“ Das dient zur Prüfung, ob er genau da wieder reinfindet, wo er vorher war, nur ohne fest zuzubeißen.
Wenn wir überzeugt sind, dass sich sowohl OK- und UK-Modell in der richtigen Position in den Impressionen der Zinnplatte befinden (auch von hinten reinschauen) drücken wir mit dem Handballen kräftig auf das UK-Modell, damit OK und UK ganz sicher und tief in auf den Boden der Temp-Bond-Impressionen landen..
Anschließend gipsen wir den UK bei Stützstift –1, um die Zinnfolie zu kompensieren, mit Snow-White-Plaster in das Unterteil des Artikulators ein. Fertig.
In der Zeit bis zum Hartwerden des Gipses suchen wir die Farbe aus. Wenn der Gips hart ist, überprüfen wir die Artikulation am Modell und vergleichen diese Situation mit der Situation im Mund.
Finden sich Früh- und Fehlkontakten oder Schlifffacetten bei den Laterotrusionsbewegungen am Modell, überprüfen wir, ob diese Situation mit der im Mund vergleichbar ist. Wenn die Schlifffacetten übereinstimmen stimmt die Bissnahme mit hoher Wahrscheinlichkeit. Endlich einmal etwas Positives an Schlifffacetten! In diesem Fall erleichtern sie die Überprüfung enorm.
Wenn die Situation gleich ist, schleifen wir eventuell gefundene Früh- oder Fehlkontakte am Modell und im Mund gleichzeitig (!!) ein. Sind die Situationen ungleich, versuchen wir, ein wenig mit der Kondylarbahnneigung zu spielen, bis sie gleich sind. Wenn das nicht gelingt, stellen wir die Kondylarbahn so ein, dass die Situationen im Mund und am Modell ungefähr gleich sind. Beim Einsetzen der fertigen Arbeit muss man so wie so meistens ein wenig korrigieren individualisieren. Man kann nicht alles übertragen. Manche Menschen sind gleicher, andere weniger und wir arbeiten schließlich mit einem halbindividuellen Artikulator.
Wenn wir eine deutliche Diskrepanz feststellen, beginnen wir noch mal von vorn. Bei einem von 500 Patienten gelingt die Bissnahme auf diese Art nicht. Die sind zu eigen oder man selbst zu dämlich. Dann machen wir eine Gerüsteinprobe (weniger Abstand, weniger Fehlerquelle) und remontieren.
Manchmal ist auch das Gegenmodell Schuld, weil sich der Abdruck leicht verformt hat (z.B. wenn die Helferin bei der Abdrucknahem Scheiß gebaut hat, sie also z.B. nicht gemerkt hat, dass sich der Abdruck leicht im Löffel beim Herausnehmen angehoben hat). Diese Seite ist dann im Modell höher. Das ist eine der schlechtesten Situationen, das man das Problem häufig erst überreißt, wenn die Arbeit nahezu vollendet ist.
Bei großen Arbeiten machen wir –wenn wir kein gutes Gefühl bei der Bissnahme hatten- eine Rohbrandeinprobe und remontieren lieber gleich, wenn nur mit erheblichem Aufwand einzuschleifen ist. Wenn wir ein ganz schlechtes Gefühl haben, remontieren wir grundsätzlich bei der Gerüsteinprobe. Bei kleineren Arbeiten und guter Interkuspidation ist mit zunehmender Erfahrung in dieser Technik in der Regel keine Remontage, keine Gerüsteinprobe und keine Rohbrandeinprobe notwendig.
Wenn auch beim zweiten Versuch keine Übereinstimmung zu erreichen ist, machen wir eine habituelle Bissnahme. Diese ist gelegentlich bei extremen Bisssituationen wie Kopfbiss, starkem Tiefbiss oder Kreuzbiss der Fall. Mit zunehmender Erfahrung lernt man, diese Fälle von vorne herein zu erkennen. Das spart wertvolle Behandlerzeit. Prüfen und Individualisieren im Mund beim Einsetzen muss man so wie so meistens. Der Patient verfügt eben über den einzig wirklich individuellen Artikulator in Form seines Kiefergelenkes, seiner Kondylarbahn und seiner Muskulatur.
Diese Technik eignet sich auch hervorragend zur Remontage!
Manche Fälle sind so extrem (ca. einer pro Jahr), dass wir mit diesen Mitteln keine ordentliche Registrierung hinbekommen (z.B. unerlässlicher ZE bei mehreren unterschiedlichen Bisslagen). Wir sind sehr skeptisch, ob dies mit einer anderen Technik in einem solchen Fall gelingen würde. An diesen einen, ungewöhnlichen Fall pro Jahr muss man sich dann halt Schritt für Schritt herantasten (Gerüsteinprobe, Einschleifen, Remontieren, Rohbrandeinprobe, Einschleifen, Remontieren, einsetzen, einschleifen, Remontieren, zementieren)..
Auf jeden Fall immer indikationsbedingt nach Schema arbeiten. Keinen Schritt zuviel (z.B. immer Gerüsteinprobe, immer Remontage, immer Rohbrandeinprobe, immer Remontage). Wenn es stimmt, dann stimmt es eben. Dies kann man mit Erfahrung vorher einschätzen und überprüfen. Zeit ist schließlich Geld.
Im Zweifelsfall jedoch lieber einen Schritt zurückgehen als am Ende mit einer fertigen, aber nicht passenden Arbeit dazustehen.
In keinem Fall jedoch verzweifeln. Wenn Sie das mal 500 gemacht haben, können Sie es im Schlaf. Aber das gilt für jede Methode. Diese ist lediglich besonders schnell, billig und zuverlässig.
Zum Schluss wie immer das Wichtigste:
SELBER EINARTIKULIEREN, ÜBERPRÜFEN UND GEGEBENENFALLS REMONTIEREN..
……..und nichts den Techniker machen lassen……
Die Registrierung, insbesondere die richtige Zuordnung des UK im Artikulator und der Vergleich mit der Situation im Mund sind essentielle, ärztliche Maßnahmen, die in keinem Falle an wen auch immer delegierbar sind!
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