OPG aus 1989 zur Kontrolle der OK-Sanierung bei Zustand nach Wurzelbehandlung an 45 und 47 und Stiftaufbau an 43,45 und 47 (Klick!)
Man sieht gleich, dass wir auch noch 2 Jahre nach unserer Niederlassung um Zahnerhaltung bemüht waren. Früher hatten diejenigen, die sich mit Zahnerhaltung auskannten, den wesentlichen Vorteil gegenüber ihren Mitbewerbern, dass sie auch in schwierigen Situationen festsitzend versorgen konnten. Die Implantologie hat diesen Vorsprung gegenüber denjenigen, die ihre Defizite in Zahnheilkunde einfach ausgesessen und weiter extrahiert haben, inzwischen deutlich schrumpfen lassen. Dabei wird gerne übersehen, dass Implantate in der Regel Zähne ersetzen, die von Zahnärzten nicht erhalten werden konnten. Und in diesem Sinne werfen die sogar von wissenschaftlichen Fachgesellschaften kolportierten Jubelzahlen über die jährlich mehrstelligen Zuwachsraten beim Implantatkonsum kein besonders gutes Licht auf unseren Berufsstand. Dazu passt, dass angesehene Professoren, werden sie nach dem in ihren Augen wichtigsten Fortschritt in der Zahnheilkunde in der von ihnen erlebten Generation gefragt, den in der Implantologie und nicht etwa denjenigen bei der Behandlung der apikalen Ostitis nennen. Können sie ja auch gar nicht, weil es diesen überfälligen Durchbruch immer noch nicht gibt.
Auffällig ist unsere Unerfahrenheit: Wir haben damals viel zu dicke Stifte verwendet, hatten, zumindest an diesem Tage, leichte, wenn auch nicht desaströse Probleme mit der richtigen Zahnachse und haben so schlechte Wurzelfüllungen wie die an 43 nicht revidiert, wenn sie seit langer Zeit klinisch beschwerdefrei und röntgenologisch unauffällig in situ waren.
Kontroll-OPT bei Beschwerden im November 2005 mit Darstellung der Fistel an 47, Zustand nach WSR an 43 und 45 und Längsfraktur der Wurzel von 45 (Klick!)
Für die Qualität unserer Arbeit (und natürlich die unseres Technikers) spricht, dass die Versorgung im OK und im 3. Quadranten auch nach 16 Jahren funktionell einwandfrei ist. Das macht es wahrscheinlich, dass das Scheitern der Versorgung im 4. Quadranten nicht auf die technische Qualität in der Ausführung begründet ist. Als „schicksalhaft“ würden wir diesen schlechten Verlauf jedoch auch nicht bezeichnen wollen. Aufgrund von Planungs- und Therapiefehlern aus heutiger Sicht zwangsläufig, trifft es wohl besser.
Fehleranalyse:
Die Resektionen und die Ausbildung der Fistel an 47 zeigen den typischen Verlauf nicht indikationsgerechter Wurzelbehandlungen nach dem von uns damals angewendeten sogenannten „Goldstandard“ für nicht beherdete, aber den bakteriellen Infekt betreffend falsch eingestufte Zähne nach dem one-visit-Protokoll (ViteE, WK, Desinfektion mit NaOCl, WF). Wären die Zähne schon damals beherdet gewesen, wäre der Verlauf sicher ein anderer gewesen. Denn bei sorgfältiger Desinfektion (Timbuktu-Methode) bleiben dem Patienten solche, die nicht zuletzt durch die überdimensionierten Stifte ohnehin schon gefährdeten Pfeiler zusätzlich schwächenden Katastrophen mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit erspart. Den Zahn 43 würden wir heute vor einer prothetischen Versorgung natürlich revidieren. Die prothetische Versorgung der bevorzugten Kauseite konnte so nicht funktionieren, weil distal von 45, bei dem das Rotationszentrum der UK-Verwindung liegt, das unabdingbare Stressgeschiebe fehlt. Eine Brücke von 43 auf 47 oder 48 hätte mit großer Wahrscheinlichkeit besser funktioniert, auch wenn sie sich möglicherweise das eine oder andere Mal gelockert hätte. Überlastung und persistierende bakterielle Infektion haben irgendwann zu einer Verschiebung des Gleichgewichts zwischen Angriff und Abwehr, zur Wurzelfraktur von 45 und zur Fistelung an 47 geführt.
Therapieplanung: