Er überweist an einen spezialisierten Implantologen ohne ausreichende prothetische Erfahrung, für den sich in keinem Falle die Frage stellt, OB er implantologisch versorgen soll, sondern lediglich, WIE eine implantologische Versorgung zu realisieren ist..
Dass die Langzeitprognose von Implantationen deutlich absinkt, wenn eine umfangreiche Knochenaugmentation erforderlich ist, und damit der Prognose einer konventionellen Brückenversorgung unterlegen ist, übersehen dabei beide..
Situation vor Explantation des 10 Jahre alten IMZ-Implantates regio 14 und Entfernung des Brückengliedes 15 wegen „Beweglichkeit der Brücke“, die auf 14 verschraubt und über ein Geschiebe an 17 angebunden ist. Der mobile Teil des IMZ-Implantates war nie ausgetauscht worden. Die Zähne 13, 17 und 18 sind im März 2005 L=0 und reagieren auf Kältereiz unauffällig positiv. Das Implantat musste, weil es so fest war, durch Umfräsen entfernt werden. Der resultierende Knochendefekt wurde mit Cerasorb aufgefüllt (Klick!).
Als Neuversorgung wurde der Patientin, die nach ihrer negativen Erfahrung einer erneuten Implantation ausgesprochen ablehnend gegenüber stand, von ihrem Zahnarzt dringend zu einer vollständig implantatgetragene Brücke geraten, mit dem Argument, dass eine konventionelle Brücke von Zahn 13 auf 17/18 wegen der Insuffizienz insbesondere des Pfeilers 17, der schon ohne Belastung durch eine Brücke bald verloren gehen würde, keine gute Prognose habe. Außerdem würde eine auf dem Eckzahn abgestützte Brücke bogenförmig verlaufen, was ausgesprochen negativ für die Prognose sei..
Der Kieferchirurg, an den die Patientin überwiesen wurde, führte aus, dass man nicht in mit Cerasorb versorgten Bereichen implantiere und stellte die Indikation für einen externen Sinuslift mit einem autologem Knochenspan aus dem Beckenkamm. Die Alternative „interner Sinuslift“ mit Knochenersatzmaterial oder einem Gemisch aus ortsständig gewonnenem autologen Knochen und Knochenersatzmaterial wurde trotz der in diesem Fall ungewöhnlich guten Knochenverhältnissen nicht erörtert.
Eine Brückenversorgung 13–17/18 ist in unseren Augen in diesem Fall unkompliziert, innerhalb von 14 Tagen eingegliedert, hat eine sehr gute Langzeitprognose und ist für die Patientin ausgesprochen unbelastend. Man stelle sich alternativ dazu einmal den langen Leidensweg vor, den die Patientin gehen muss, ehe sie neu versorgt ist, wenn sie dem Rat der bisher behandelden Kollegen folgen würde.
Spezialisierung ist prinzipiell nicht schlecht und in vielen Fällen sicher von Vorteil für die Patienten. Wenn sie allerdings in Fachblindheit ausartet, kann sie für die betroffenen Patienten auch ganz erhebliche Nachteile mit sich bringen. Denn losgelöst von persönlichen Interessen kann, wie dieser Fall beispielhaft aufzeigt, nur derjenige beraten, der über ausreichende Erfahrungen mit beiden Versorgungsmöglichkeiten verfügt.