OPT-Ausschnitt Juli 2001 (Klick!)
Der zu diesem Zeitpunkt 61-jährige, männliche, seit mehreren Jahren nicht mehr rauchende Kollege mit Gruppenführung bei abradierten Eckzähnen und überdurchschnittlicher Mundhygiene stellte sich im Juli 2001 mit einem Parodontalabszess distal des auf Kältereiz vitalen 36 vor. Bei einem solchen Befund kann man mit sehr großer Sicherheit davon ausgehen, dass die Pulpa des 36 keimbesiedelt ist, auch wenn dieser Infekt bisher symptomlos verlaufen ist, und der Zahn vital reagiert. Schön, dass es jetzt endlich eine erste Untersuchung gibt, die diesen logischen Befund jetzt auch wissenschaftlich objektiviert und nicht nur in der Pulpa selbst, sondern auch oberhalb der Wurzelspitze und in der apikalen Aufhellung diejenigen Keime nachweist, die sich in der infizierten Parodontal-Tasche nachweisen lassen.
Dass ausgerechnet das Granulom um eine infizierte Wurzel keimfrei und die bakterielle Besiedlung auf das Hohlraumsystem beschränkt sein soll, wie es bis heute weltweite Lehrmeinung ist, kann bei guten Kenntnissen von Anatomie und Physiologie sehr leicht als falsch identifiziert werden, weil zwischen Zahn und Knochen keinerlei anatomische Struktur, wie sie etwa ein Lymphknoten darstellt, nachzuweisen ist, die eine solche Keimbesiedlung verhindern könnte. Dies um so mehr als Knochen obwohl blutreich als ausgesprochen schlecht durchblutet gilt und die apikale Ostitis in diesem Sinne nichts anderes als eine lokal begrenzte Osteomyelitis darstellt, welche regelmäßig von ausgesprochen therapieresistenten Keimen verursacht wird.
Die Ein-Blick-Diagnose „Lokalisierte Parodontitis bei schlechten Gewohnheiten“ lässt sich in diesem Fall schon aus dem Röntgenbild stellen. Solch ein massiver, isolierter Einbruch entwickelt sich nicht allein in der Folge einer bakteriellen Infektion und schon gar nicht, weil der Patient raucht oder einmal geraucht hat. Wenn man auf die Gegenbezahnung schaut, so sieht man, dass sich dort bereits ein deutlich größeres Unheil abzeichnet, weil es dort nicht nur um den drohenden Verlust der distalen Wurzel von 26 geht, sondern um den extrem gefährdeten 27, der mesial schon einen bis zur Wurzelspitze reichenden deutlich verbreiterten Parodontalspalt aufweist, und im Gegensatz zum 26 mit ausgesprochen hoher Wahrscheinlichkeit nicht hemisezierbar sein wird, weil alle Wurzeln eng verwachsen imponieren. Dieser Patient steuert, zumindest was den Oberkiefer betrifft, der ja von der Knochenqualität her generell schlechter ausgestattet ist als der Unterkiefer, mit Siebenmeilenstiefeln auf eine Freiendsituation hin.
Von Knirschen und Pressen mit der Notwendigkeit, eine Schiene zu tragen, wollte er leider nichts wissen, obwohl wir ihm die Situation logisch nachvollziehbar mit deutlichen Worten geschildert haben. Richtige Männer knirschen und pressen nämlich genau so wenig wie schlechte Gewohnheiten ein wesentlicher Kofaktor der Parodontitis und der Paro-Endo-Problematik sind…..smile….
Bei einer bis an die Wurzelspitze tiefen Tasche ist die Wurzelbehandlung mit Hemisektion der distalen Wurzel in unseren Augen die Therapie der Wahl.
OPT-Ausschnitt im Juli 2004 (Klick)
Knapp drei Jahre nach der Versorgung des Unterkiefers stellte sich der Patient mit Beschwerden an den stark gelockerten Zähnen 26 und 27 erneut bei uns vor. Zu hoffen ist, dass der Knochen im Oberkiefer nach Hemisektion der distalen Wurzel und Wurzelfüllung nach sorgfältiger Desinfektion von 26 und 27 trotz des Alters des Patienten ähnlich regenerationsfreudig ist wie im Unterkiefer.
Galerie: