……wenn die finanziellen Ressourcen relativ begrenzt sind.Dieser Patientin war mehrfach und von verschiedener Seite bedeutet worden, ihre zunehmend verzweifelte Frontzahn-Situation sei nur mittels Extraktion und nachfolgender Implantation ästhetisch befriedigend zu lösen, was nach den Kostenvoranschlägen deutlich außerhalb ihrer finanziellen Möglichkeiten lag.

OPT Mitte Mai 2003, stark protrudierte, auswandernde Front mit fortgeschrittenem Knochenabbau und teilweise hohen Lockerungsgraden bei starkem Rückbiss. Nahezu altersentsprechendes Knochenniveau im Seitenzahnbereich. Schon röntgenologisch lässt sich aufgrund des typischen Knochenabbaus die Diagnose „Schlechte Gewohnheiten in Kombination mit Parodontitis“ auf den ersten Blick stellen (Klick!) (Klick!)

Nach der Initialtherapie (Aufbisschiene, systematische Par-Behandlung durch geschlossene Kurrettage) zeigt sich Mitte Juni 2003 klinisch die folgende klinische Situation:

Nach Wurzelbehandlung von 13 bis 23 unter sorgfältiger Desinfektion, radikaler Kürzung, starkem Beschleifen und Anfertigung von individuell gegossenen Stiften, stellt sich der korrigierte Zahnbogen im Modell Anfang Juli ausgesprochen harmonisch dar. An dem stark abknickenden gegossenen Stiftaufbau ist das Ausmaß der Achsenkorektur sehr deutlich erkennbar.
Auch klinisch ist das Ergebnis Ende Juli 2003 gar nicht so übel.

Dass die Patientin angehalten ist, für den Rest ihres Lebens nachts eine adjustierte Aufbissschiene zu tragen, versteht sich angesichts der Ausgangsdiagnose „Fortgeschrittene Parodontitis der Front bei Ausübung schlechter Gewohnheiten“ von selbst. Diese Diagnose stellt schließlich quasi den Supergau für den Knochen und das Parodontium dar und die Vorbeugung durch primäre Verblockung hat -wie jede andere therapeutische Maßnahme- selbstverständlich ihre Grenzen. So gelingt es machen Patienten sogar, einen solchen kompletten Kronenblock nach vorne herauszuschieben mit der Folge von Lückenbildung zwischen den Dreiern und den Vierern. Auf der deutlich sichereren Seite ist man in solchen Fällen erst, wenn man auch noch die Vierer in die Verblockung mit einbezieht, weil diese, da sie zum Seitenzahnbereich gehören, einer Mesialisierung wesentlich mehr Widerstand entgegensetzen können.

Tabelle der Lockerungsgrade der einzelnen Zähne initial und vor Zementierung der definitiven Versorgung (nach PAR-Behandlung unter Aufbisschiene, Wurzelbehandlung unter sorgfältiger Desinfektion und Schienung mit verblocktem Provisorium)::

klinisch I 0-I II II-III II II-III 0-I I
Periotest vorher 12 8 22 29 24 31 7 13
Zahn 14 13 12 11 21 22 23 24
Periotest nachher 4 2 8 13 7 18 1 4
klinisch 0 0 0-I I 0-I I-II 0 0

Referenzwerte der klinischen Lockerungsgrade zu den Periotestwerten:

0 – 8 bis + 9
I 10 bis 19
II 20 bis 29
III 30 bis 50

Aufgrund der Kürze der Zeit und der über den Behandlungszeitraum lediglich relativen Verblockung ist davon auszugehen, dass sich die Lockerungsgrade weiter reduzieren werden.

Wenn man sich das Szenario weniger begrenzter finanzieller Ressourcen mit der möglichen Folge eines implantologischen Lösungs-Versuchs dieses Falles vorstellt, so kann der Erfahrene – völlig unabhängig von den nicht vergleichbaren Kosten – leicht ermessen, wie viel Leid und Risiken (Extraktion, unkomfortable provisorische Versorgung über lange Zeit, Knochen-Augmentation/en, Weichteilaugmentation/en, Papillen-Rekonstruktion/en, usw.) mit wenig prognostizierbarem Erfolg über wie lange Zeit diese Patientin erfahren hätte müssen. Darüber hinaus wird jeder realistische, implantologisch UND prothetisch erfahrene Kollege unter dem besonderen Aspekt der Ästhetik zugeben müssen, dass ein vergleichbares Ergebnis nach Implantation und prothetischer Versorgung bei dieser Ausgangssituation die Ausnahme von der Regel darstellt, wenn es denn überhaupt erreichbar ist, derweil der von uns beschriebene Weg der prothetischen Rehabilitation nach Zahnerhaltung in einem überschaubaren Zeitrahmen zu einem sicher vorhersagbaren, ästhetisch einwandfreien Ergebnis führt.

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