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Dokumentation

Glosse oder Realsatire?

 

So funktioniert also Wissenschaft, und so wird ein tolles Medikament durch Fehlinterpretation madig gemacht. Stellungnahme zu einer Veröffentlichung der DZZ  (Deutsche Zahnärztliche Zeitschrift 3/2001):

Schlimm ist es, wenn ein Autor eine einzige Studie liest und diese falsch interpretiert. Schlimmer ist es, wenn er dann auch noch Gelegenheit bekommt, diese Fehlinterpretation als "Statement" in einer renommierten Zeitschrift zu veröffentlichen, der viele Zahnärzte vertrauen. Ganz schlimm ist es, wenn dieses Statement dann durch Zitate unreflektiert und verkürzt einer Gruppe von Zahnärzten zur Kenntnis gebracht wird, die diese Zeitschrift selber nicht lesen und deshalb keine Gelegenheit haben, ihr eigenes Hirn anzustrengen.

Das Schöne an solchen Statements ist, dass die eigentliche Information nicht unterdrückt, sondern lediglich falsch interpretiert wird. Sie geht somit nicht verloren, und es bleibt jedem selbst überlassen, diese Informationen richtig einzuordnen.

In der Folge werden wir dieses sogenannte wissenschaftliche "Statement" aus unserer klinischen Sicht kommentieren und analysieren:

Thema Die Wirkung Parachlorphenolhaltiger Wurzelkanaldesinfizienzien auf parodontale Zellen

Neues aus der Wissenschaft

Gut, es geht offensichtlich um parodontale Zellen.

Fragestellung Chang, Y?C. et al.: Effects of camphorated parachlorophenol on human periodontal ligament cells in vitro. J Endodont 25, 779 (1999).

Begründet wird das Statement also mit einer einzigen Studie. In der Folge werden Sie sehen, dass jedwede Schlussfolgerung und Interpretation nur noch mit Schwadronieren im Sinne von "Wissen wir seit langem" oder "weiß doch jeder" und "habe ich mal irgendwo gelesen" begründet wird.

Hintergrund: In ihrer In vitro-Studie an parodontalen Ligamentzellen wiesen die Autoren nach, dass Parachlorphenol (PCP; C6H5C10) eine dosisabhängige Hemmung des Zellstoffwechsels sowie der Proliferation bewirkt.

Die Wirkung ist also dosisabhängig. Über die Dosis, die verabreicht wurde, um diesen Effekt (oder die Nebenwirkungen) zu erzeugen, erfahren wir nichts. Ist ja vielleicht auch bei Medikamenten, die nur von Zahnärzten angewendet werden, nicht so wichtig. Die haben ja häufig ein gestörtes Verhältnis zur Dosis, ab der ein Medikament nicht mehr als Medikament, sondern als Gift wirkt. Beachten Sie! Es wurde lediglich in vitro getestet!

Da PCP in der Lage ist, aus dem Wurzelkanal via Dentinkanälchen bis zur Wurzeloberfläche zu diffundieren, folgerten die Autoren, dass diese Präparate bei Zähnen, die neben einer endodontischen auch eine parodontologische Behandlung erfordern, kontraindiziert sind.

Das folgern sie also, die Autoren. Anscheinend haben sie keinerlei in vivo-Nachweis, denn dann müssten sie ja nicht folgern.  Dass ein Medikament auch die Wirkung entfaltet, die sie bei seiner Verabreichung anstreben, möchten sie anscheinend irgendwie nicht so gerne. Man appliziert es z.B. in einen gangränösen Zahn, möchte aber anscheinend am liebsten vermeiden, dass es in die infizierten Dentinkanälchen gelangt, um dort seine bakterizide Wirkung zu entfalten. 

Statt aus der Tatsache, dass es durch die Dentinkanälchen an die Oberfläche gelangt, zu schließen, dass es das ideale Desinfiziens ist, lamentiert man und folgert, dass es kontraindiziert sei. 

Bedarf es noch eines überzeugenderen Beweises dafür, dass ChkM die Aufgabe, die ihm gestellt wird prima erledigt? Kein Wunder, dass wir es in der Endodontie so erfolgreich einsetzen und dass es dem Ca(OH)2 weit überlegen ist.

Man wirft diesem Medikament also die Wirkung vor, wegen der man es verabreicht. Weil es die beabsichtigte  Wirkung dann auch tatsächlich entfaltet, folgert man, es sei kontraindiziert. 

Sie verhindern aufgrund ihrer zytotoxischen Wirkung nicht nur eine parodontale Regeneration bzw. die Bildung eines neuen Attachments, sondern können sogar das zuvor gesunde desmodontale Gewebe schädigen.

Wohlgemerkt, all das wird gefolgert, weil im Reagenzglas einige desmodontale Zellen abgestorben sind!

Das Medikament ist also zytotoxisch. Welch ein Glück. Deshalb mögen wir es ja so gerne. Und deshalb setzen wir es ja ein. Es soll ja schließlich die Keime umbringen. Oder sind etwa Bakterien keine Zellen? Indem es die Bakterien umbringt "kann" es also durch die Penetration auf die Wurzeloberfläche das gesunde desmodontale Gewebe schädigen. Macht es das, oder kann es das nur? Bei welcher Dosierung? "Kann" es das nur im Reagenzglas, oder "kann" es das auch im richtigen Leben?

Jetzt geht es also ums Parodont! Bei der erforderlichen, sorgfältigen Desinfektion des gangränösen Wurzelkanals, bei dem das Medikament so gute Arbeit leistet, dass es sogar in die kleinsten Dentinkanälchen eindringt und die Wurzeloberfläche erreicht (übrigens eine tolle Leistung, zu der Ca(OH)2 niemals in der Lage wäre!) "können" also ein paar vorher gesunde desmodontale Zellen absterben. Welch eine Katastrophe! Warum die angeblich vorher "gesund" waren, obwohl es sich ja anscheinend um kombinierte "Endodontisch-Parodontitische Fälle" handelt, erfahren wir nicht.

Wir sagen Ihnen aus unserer klinischen Erfahrung: Sollen sie kaputt gehen, diese paar desmodontalen Zellen, wo gehobelt wird, fallen schließlich Späne. Wichtig ist einzig und allein, ob es sich bei diesen "angeblichen Nebenwirkungen" um reversible Effekte handelt. Dass sie reversibel sind, sieht man deutlich an den klinischen Bildern. 

Das bringt uns zudem unserem Behandlungsziel, eine echte Parodontose mit möglichst ausgeprägter Ankylose zu erzeugen, einen ordentlichen Schritt näher! Was wollen wir denn erreichen? Einen sterilen Zahn, der bei reduziertem Knochenangebot trotzdem fest wird. Diesem Ideal entspricht am besten der reizlos und ankylotisch eingeheilte, wurzelbehandelte Zahn.  

Die Ergebnisse von Chang et al. bestätigen nochmals die schon seit geraumer Zeit bestehende ablehnende Beurteilung der PCP-haltigen Wurzelkanaleinlagen, welche im Wesentlichen auf folgenden Erkenntnissen beruht:

Wer oder wo sind diejenigen, die diese "geraume Zeit" evidenzbasiert mit Inhalten füllen? Wer hat evidenzbasierte Erkenntnisse, und wo sind sie veröffentlicht? .

Bereits seit etwa 30 Jahren ist bekannt und nachfolgend mehrfach bestätigt worden, dass PCP-haltige Wurzelkanaleinlagen entzündliche Veränderungen im periapikalen Gewebe verursachen.

Das kann der Autor eigentlich nur ironisch meinen. Es ist doch vielmehr so, dass seit Generationen bekannt ist, dass periapikale entzündliche Veränderungen unter ChkM knöchern ausheilen. Deshalb findet es ja zum Glück diese vom Autor beklagte "allgemeine Verbreitung". Wenn er will (aber das wird er nicht wollen), schmeißen wir ihn zu mit klinischen Fällen, die genau das Gegenteil beweisen. 

Die ausgeprägte zytotoxische Wirkung derartiger Präparate gegenüber vitalem Gewebe wurde sowohl in vitro als auch in vivo überzeugend nachgewiesen.

Wo, und von wem? In welcher Dosis? Schon wieder wirft er dem Medikament die Wirkung vor, die man bei seiner Anwendung von ihm fordert. Warum sollten wir ein Desinfektionsmittel gegen Bakterien anwenden, das nicht zytotoxisch ist? Tatsache scheint allein zu sein, dass wir also mit CHKM ein außerordentlich potentes Desinfektionsmittel zu unserer Verfügung haben (und dieses anwenden), das sowohl in vivo als auch in vitro seine Wirksamkeit bewiesen zu haben scheint. 

8-Monochlorphenole, wobei PCP das effektivste Isomer darstellt, werden als mindergiftige Chemikalien klassifiziert.

Na also! Mindergiftig und gleichzeitig am effektivsten von allen ist es also auch noch. Was will der Autor eigentlich noch? Tolles Medikament! Ich wünschte, alle Medikamente wären gleichzeitig so wirksam und mindergiftig und zeigten ähnlich geringe Nebenwirkungen wie  CHKM! 6 %iges NaOCl liegt da schon in einer ganz anderen Gefahrenklasse. 

Sie rufen Haut- und Schleimhautreizungen hervor und gelten als hepatoxisch.

Sie "gelten als"? Heißt das, sie sind es vielleicht gar nicht? In welcher Dosierung? Gelten sie etwa als noch hepatoxischer als eine Flasche Bier am Feierabend? Sollen wir unseren Patienten vielleicht besser raten, währen der desinfizierenden Phase, Alkohol zu meiden? Sollte man Alkohol vielleicht besser überhaupt meiden oder noch besser gänzlich verbieten? 

Die Praxisrelevanz der zitierten Studie und der aufgeführten Befunde wird deutlich, wenn man sich vor Augen hält, dass auch heute noch zahlreiche Chlorphenolhaltige Wurzelkanaleinlagen (z. B. folgende Fabrikate: CHKM-Lösung; Chlorphenol, Kampfer-Menthol mit Azulen; ChlorphenolKampferThymol; Hartwigs Chlorthysol-Lösung; Chlorphenol-Lösung) auf dem Dentalmarkt erhältlich sind.

Deutlich wird lediglich, dass es glücklicherweise einen Markt für solch potente Desinfektionsmittel zu geben scheint.

.....die zudem immer noch eine sehr verbreitete Anwendung finden. Hier erscheint zum Nutzen unserer Patienten eine Neuorientierung dringend empfehlenswert.

Zum Nutzen der Patienten? Zum Nutzen unserer Patienten ist es, wenn man ihnen die Zähne erhält.

Zwar besitzt PCP eine deutliche antimikrobielle Wirkung,

Immerhin. Das wird zugegeben. CHKM scheint die Wirkung zu haben, die man von einem Medikament erwartet, das man als Desinfiziens appliziert, um Bakterien zu töten! Er hat also schon einmal irgendwo gelesen, dass es die Wirkung, wegen der man es appliziert, auch hat. Ganz anders als andere Wissenschaftler, die sich  - von der staunenden Menge beklatscht- hinstellen und  - ihre Augen vor der Klinik und wissenschaftlichen Untersuchungen fest verschließend- schlichtweg behaupten, CHKM habe keinerlei antimikrobielle Wirkung.

Aber wie bei allen Medikamenten muss der erwünschte Effekt gegen die bekannten Nebenwirkungen sorgfältig abgewogen werden.

Genau. 

Und wenn wir das tun, dann kommen wir zwangsläufig zu dem Schluss, dass es sich um ein wunderbares Medikament handelt, bei dessen Anwendung in normaler Dosierung (kein Zahnarzt hat jemals verordnet, ein ganzes Fläschchen nach jedem Essen auf ex zu trinken) es zu keinerlei jemals am Menschen beobachteten Nebenwirkung, dafür aber zum sicheren, voraussagbaren Zahnerhalt auch in sehr komplizierten Fällen kommt.

Insbesondere unter den Prämissen einer modernen Zahnheilkunde, die sich zunehmend an biologischen Prinzipien orientiert, überwiegen bei der Bewertung des PCP eindeutig die teils gravierenden Nebenwirkungen.

Und welche sind das denn? Die Frage bleibt unbeantwortet. Warum denn bloß? Weil es keine gibt! 

Es ist schon unglaublich, was für wenig evidenzbasierte Aufsätze in einer Zeitschrift stehen, die sich zur Aufgabe gemacht hat, der evidenzbasierten Zahnheilkunde den Weg zu bereiten.

Ihnen liebe Herausgeber und selbstverständlich Ihnen lieber Autor sei ein Besuch auf unserer Homepage ans Herz gelegt. Damit Sie einmal sehen, welche segensreichen, zahnerhaltenden Wirkungen CHKM in der freien Praxis entfaltet.

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