Frage:
Ich habe mit Interesse Ihre Ausführungen im DAZ-Forum gelesen : Ist die Med in einem devitalen/beherdeten Zahn mit der Kombination Calcipulpe/CHKM in Verbindung mit IRM-Verschluss vertretbar? Ich mache damit ganz gute Erfahrungen, habe allerdings das CHKM früher nicht beigemischt, sondern nur mit Calcipulpe mediziert. Ist die Prognose für die Ausheilung mit CHKM in der Kombination besser
Antwort:
Grundsätzlich sollte man es (bis auf wenige Ausnahmen) vermeiden, Medikamente zu vermischen, weil man dann nicht gut beurteilen kann, welches Medikament wann, wie und ob überhaupt wirkt. Bei Ca(OH)2 kommt hinzu, dass es insbesondere bei vielen gangränrelevanten Keimen nur schwach oder auch gar nicht (e. faecalis) wirksam ist. Noch dazu hat ChKM ja eine besondere Galenik, wobei die physikalische Verbindung zwischen Chlorphenol und Kampfer durch Wasser oder eine andere Flüssigkeit (Wundsekret) aufgespalten wird. In der Folge kann das Vermischen von Ca(OH)2 und ChKM die Wirksamkeit in keinem Fall verbessern, sondern allenfalls verschlechtern. Diese vermischende Anwendung geht übriges auf eine Studie von Gomes zurück und beruht auf einer falschen Prämisse. Gomes hatte die Wirkung von Ca(OH)2 untersucht und keine Wirkung festgestellt. Dann hat er Ca(OH)2 mit Billig-CMCP (wenig teures Kampfer, viel billiges Phenol, Alkohol als Lösungsmittel) vermischt und eine verstärkte Wirkung bemerkt. Daraus hat er genau so messerscharf wie falsch geschlossen, dass CMCP die Wirkung von Ca(OH)2 verstärkt, was natürlich Unsinn ist. Dann hat er noch Glycerin dazu gemischt und eine noch bessere Wirkung erzielt. Daran kann man ersehen, wie bedeutsam die Galenik ist. Denn das Glycerin eine starke Wirkung auf die Abtötung von e. faecalis hat, wird man nicht ernsthaft annehmen wollen.
Der Hintergrund ist, dass man Billig-CMCP wegen seiner ätzenden Wirkung nicht alleine anwenden kann. Durch die Vermischung mit Ca(OH)2 erreicht man natürlich eine deutliche Abschwächung der Ätzwirkung, jedoch genau so eine abgeschwächte Wirkung. Hätte er CMCP alleine angewandt, wäre er ob der Wirkung auf e. faecalis wahrscheinlich aus dem Staunen gar nicht mehr herausgekommen. Das Tolle an der Origninal-ChKM-Lösung nach Walkhoff ist, dass sie durch die vollständige Sättigung mit Kampfer ihre Ätzwirkung vollständig einbüßt und trotzdem bakterizid wirkt.
In der Folge macht es mehr Sinn, die Medikamente hintereinander anzuwenden, um ihre Wirkung optimal zu nutzen. Also ChKM als eigentliches Desinfektionsmittel (Kanäle voll füllen und mit Watte und Cavit verschließen, in Abhängigkeit von der Ausdehnung des Befundes eventuell mehrmals wiederholen, jeweils für eine Woche, bei initialer oder auftretender Klopfempfindlichkeit auch nur ChKM, Watte für 1 bis 2 Tage, dann jeweils Medikamentenwechsel und Spülen mit 3%igem H2O2 bis klopfunempfindlich) und bei Beschwerdefreiheit anschließend Ca(OH)2, Watte, Zement für 4 bis 6 Wochen (bei ausgedehnten Befunden auch mehrmals) als provisorische WF.
Wenn der Patient dieses Procedere beschwerdefrei überstanden hat, können Sie definitiv abfüllen mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass die Aufhellung in der Folgezeit (je nach Ausdehnung des Befundes bis zu 2 Jahren) röntgenologisch vollständig knochendicht ausheilt.