Frage:
Das Problem ist, dass Ihre Zahlen mit 98,4 % Erfolgsrate einfach zu gut sind, um wahr zu sein. Ich glaube sie Ihnen trotzdem ... macht mir die Sache bloß nicht einfacher
Antwort:
Warum? Es handelt sich um nicht mehr als eine einfache bakterielle Infektionskrankheit in einem sehr überschaubaren, sehr gut zugänglichen und darüber hinaus relativ hermetisch abgeschottetem Hohlraumsystem. Warum also erwarten oder akzeptieren Sie Zahlen, die schlechter sind als die bei der Behandlung beispielsweise der Gonnorhoe? Stellen Sie sich einmal vor, dass bei 20% bis 30% derjenigen, die sich mit Gonnorhoe infizieren und sich vom Spezialisten behandeln lassen, der Schniedel abfallen würde, weil die Ärzte die Infektion nicht in den Griff bekommen, und bei 50% derjenigen, die zum Allgemeinarzt gehen! Das Unglaubliche ist nicht, dass meine Zahlen so gut sind, weil die Zahlen bei der Behandlung einer einfachen bakteriellen Infektionskrankheit immer so gut oder besser sind, wenn sie denn indikationsgerecht erfolgt. Das Unglaubliche ist, dass diese Infektionskrankheit auch 100 Jahre nach vollständiger Beschreibung von Ätiologie, Pathogenese und indikationsgerechter Therapie weder von den Spezialisten noch von den Allgemeinzahnärzten beherrschbar ist, weil sie nicht indikationsgerecht behandelt wird.
Dazu kommt natürlich, dass auch in der Zahnheilkunde alles mit allem zusammenhängt. Man kann Endodontie genau so wenig isoliert betrachten, wie z.B. die Parodontologie. Missachtung von Funktion spielt eine weltweit extrem unterschätzte Rolle. Können Sie sich noch an den Implantatfall erinnern, den Sie einmal vorgestellt haben? Ich hatte gefragt, warum sie den schwachen (wurzelbehandelten) 12 nicht in die prothetische Konstruktion einbezogen hatten. Wenn Sie ihn nicht einbeziehen, riskieren sie mit hoher Wahrscheinlichkeit den Verlust, wenn sie ihn einbeziehen und stützen, bleibt er mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit für ewige Zeit in situ.
Frage:
Da ich auch ohne Mikroskop eine ordentliche Aufbereitung nicht in so kurzer Zeit schaffe, wie Sie (vielleicht ist auch wirklich nur die Übung...) und wir relativ geringe Fallzahlen haben, ist das sorgfältige Keimumbringen bei mir schon ein wenig eine Frage des Geldes.
Antwort:
Ich glaube, dass es mit dem Mikroskop in jedem Falle viel länger dauert. Es geht doch nur um das Auffinden der Kanäle. Und was die Dauer betrifft, so scheinen Sie zu denken, dass Sie die Erkrankung länger behandeln als ich, weil Sie soviel Zeit mit der Aufbereitung zubringen, damit sie im Röntgenbild ordentlich aussieht. Das Gegenteil ist jedoch der Fall. Ich verbringe zwar nicht soviel Zeit mit der Aufbereitung, behandle die Erkrankung (chronische bakterielle Infektion) aber nicht 2 Stunden, sondern mindestens einen Monat lang, ehe ich abfülle. In komplizierten Fällen sogar deutlich länger. Ich delegiere das nur an die Desinfektionsmittel.
Mit den Fallzahlen ist das so eine Sache. Man muss aufpassen, dass die eigenen Preise nicht die Fallzahlen verderben, wenn man nicht eine Position hat, in der einem Patienten wegen der Endo zugewiesen werden.