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Fallbeispiel 100

Der Verlauf einer gescheiterten Wurzelbehandlung ist geradezu typisch:

  1. Klinische Symptomatik: Aufbereitung und Wurzelfüllung

  2. Symptomfreies Intervall (bis zu mehreren Jahren) 

  3. Exazerbation mit klinischer Symptomatik, häufig Fistelung oder Abszessbildung

  4. 1. Wurzelspitzenresektion (WSR)

  5. Symptomfreies Intervall (deutlich kürzer als beim ersten Mal)

  6. Exazerbation mit klinischer Symptomatik, sehr häufig Fistelung

  7. 2. WSR 

  8. Symptomfreies Intervall (noch wesentlich kürzer)

  9. Exazerbation

  10. Extraktion 

Dass der Verlauf so typisch ist, ist darin begründet, dass bei der initialen Wurzelbehandlung vor dem definitiven Verschluss nicht sorgfältig und geduldig genug und noch dazu mit nicht ausreichend potenten Desinfektionsmitteln desinfiziert wurde. Dadurch persistieren in einem sehr hohen Prozentsatz überlebende Keime, die sich im anschließenden symptomfreien Intervall vermehren. Es entsteht also nicht mehr als ein Gleichgewicht zwischen Angriff und Abwehr, das in Abhängigkeit von der Qualität der individuellen Immunantwort mehr oder weniger lange aufrecht erhalten werden kann. Wenn eine kritische Masse von Bakterien erreicht ist, oder das Immunsystem aus welchem Grunde auch immer schwächelt, kommt es zur Exazerbation. Die 1. WSR mit Ausräumung des Granuloms beseitigt einen Großteil der Keime.  Da diese Keime jedoch häufig nicht nur in der Wurzelspitze und im Granulom vorhanden sind, sondern (inzwischen) weitere Anteile der Wurzel besiedelt haben, kommt es wieder nicht zur vollständigen Ausheilung, sondern lediglich zu einem neuen symptomfreien Intervall mit einem neuen Gleichgewicht zwischen Angriff und Abwehr.

Chirurgisch kann man diesen Teufelskreis nicht durchbrechen, konservierend häufig schon. Selten gelingt es, einen solch typischen Verlauf und seine Unterbrechung röntgenologisch so vollständig zu dokumentieren wie in diesem Fall.

Schmerzender 14 mit minimaler Beherdung im Januar 2003 a.l. (Klick!)

Messaufnahme a.l.  (Klick!)

Kontrollaufnahme nach WF a.l. nach medikamentöser Einlage von CaOH2 im Februar 2003 (Klick!

Kontrollaufnahme a.l. wegen Exazerbation  mit deutlichem Granulom im Oktober 2003 (Klick!)

Kontrollaufnahme nach WSR a.l. im November 2003 (Klick!) 

Messaufnahme anlässlich der Revision wegen Exazerbation mit L=II und bukaler Auftreibung bei unvollständiger knochendichter Ausheilung der Resektionshöhle im Januar 2004 (Klick!)

Unmittelbar nach WF nach sorgfältiger und geduldiger Desinfektion mit deutlicher Ausheilungstendenz und klinischer Symptomfreiheit im April 2004 (Klick!

Verlaufskontrolle bei L=O und nahezu vollständig abgeschlossener röntgenologisch knochendichter Ausheilung der Resektionshöhle im August 2005 (Klick!)

Bei der konservierenden Behandlung solcher Extremfälle verlassen wir uns nicht allein auf ChKM und Calxyl, sondern wenden zusätzlich Zauberpaste (N2-Ledermix-Gemisch) als medikamentöse Einlage an. Wir wollen auch nicht behaupten, dass uns die Ausheilung solcher Verläufe in allen Fällen gelingt. Dazu ist die Anamnese solcher Zähne einfach zu lang und die Durchdringung der Wurzel und ihrer Umgebung mit Bakterien in der Folge nicht selten zu vollständig. Wir können auch noch keine Prozentangabe zum Behandlungserfolg machen. Dazu ist die Zahl der Fälle noch zu gering. Die geschätzte Erfolgsquote liegt jedoch sicher deutlich über 50%.Und das ist doch nach einer gescheiterten Resekrion gar nicht so schlecht, wenn man bedenkt, dass die Erfolgsquote international laut einer Metaanalyse von Kojima bei einfachen Beherdungen nur bei knapp über 70% und bei unbeherdeten Zähnen nur bei knapp über 80% liegt.

 

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