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Fallbeispiel 155

 

Wenn es sich nicht um eine Zyste, sondern um eine einfache Aufhellung handelt, resorbiert sich ein überpresster, außerhalb des Wurzelkanals resorbierbarer Sealer wie beispielsweise Endomethasone N relativ schnell. Da man eine Zyste röntgenologisch nicht sicher von einer einfachen Aufhellung unterscheiden kann, kommt man - wenn man diese sicher voraussagbar ausheilen will - jedoch nicht umhin, Zugang zur Aufhellung für das Desinfektionsmittel zu schaffen. Das wiederum hat allerdings zur Folge, dass man relativ leicht überpresst, wenn andere als zystische Hohlräume vorhanden sind. Dass irgendwelche Hohlräume vorhanden sein müssen, wenn man überhaupt überpresst, versteht sich eigentlich von selbst. Denn wenn kein Hohlraum vorhanden wäre (und seien es nur ein verbreiterter Parodontalspalt oder entzündlich aufgelockerte Knochenstrukturen), könnte man ja nichts überpressen. Klingt ziemlich logisch, oder?

Bleibt die Frage, warum ein resorbierbarer Sealer nur außerhalb des Wurzelkanalssystems resorbiert wird und nicht auch im Wurzelkanal. Diese Frage ist bereits vor 100 Jahren durch Otto Walkhoff überzeugend beantwortet worden. Resorbiert wird nur da, wo Stoffwechselaktivität herrscht. Erhöhte Stoffwechselaktivität herrscht da, wo entzündliche oder reparative Vorgänge ablaufen. Innerhalb des vollständig desinfizierten Wurzelkanals findet keine solche Aktivität satt, außerhalb sehr wohl. Im Rahmen der reparativen Vorgänge nach ausgeheiltem bakteriellen Infekt wird also der überpresste Sealer unter knochendichter Ausheilung resorbiert.

Wird der Sealer auch innerhalb des Wurzelkanals resorbiert, so zeigt das, dass zu einem Zeitpunkt definitiv abgefüllt wurde,  zu dem der bakterielle Infekt (noch) nicht ausgeheilt war. Jetzt versteht man besser, warum von einigen Autoren immer wieder nacherzählt wird, dass außerhalb des Wurzelkanalsystems resorbierbare Sealer gelegentlich auch innerhalb des Kanals resorbiert werden. Klingt ziemlich logisch, oder? Klingt nicht nur so, sondern wird durch unsere klinische Erfahrung bestätigt: Wir sehen keine Fälle, in denen Endomethasone N (da ist übrigens kein Formaldehyd drin, deshalb N wie neu, vielleicht spricht sich das ja endlich einmal auch an der Hochschule herum) im Wurzelkanal resorbiert wird.

Unmittelbar nach WF mit Überpressen von Endomethasone N in eine Aufhellung im Juli 2002 (Klick!)

Im Februar 2005 ist der Sealer bereits weitgehend resorbiert (Klick!)

Im April 2008 ist der Sealer unter röntgenologisch knochendichter Ausheilung nur außerhalb des Wurzelkanals vollständig resorbiert (Klick!)

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